Endlich wieder Theater!

Bürgertum trifft auf unerschrockene Radikalität – Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“

Nach zwei Jahren durfte die Oberstufen-Theater-AG des FEG endlich wieder ihr vielseitiges Schauspieltalent unter Beweis stellen. Das Publikum wurde in die bürgerliche Welt des Herrn Biedermann entführt und bekam dort ein heiteres Schauspiel zu sehen, in dessen Handlung jedoch eine Ernsthaftigkeit und erschreckende Aktualität liegt.  

Gottlieb Biedermann (Kevin Krougliak), ein wohlhabender Haarwasserfabrikant, lebt selbstzufrieden mit seiner Frau Babette (Emelie Bayer) und deren Dienstmädchen Anna (Sophia Moser) in einem gutbürgerlichen Haushalt. Seine Angestellten behandelt er mit Herablassung, so auch den Erfinder Johann Knechtling, der Biedermann einst seinen Reichtum verschafft hat. Dass sich Knechtling aus Kummer über die fehlende Wertschätzung Biedermanns sogar das Leben nimmt, scheint diesen wenig zu bekümmern.  

Seit einiger Zeit wird Biedermanns geordnetes Leben vermehrt in Unruhe versetzt. Unaufgeklärte Brandstiftungen versetzen die gut situierte Nachbarschaft in Angst und Schrecken. Zeitgleich bitten der ehemalige Ringer Josef Schmitz (Juliana Zuber/Beyza Özcelik) und der frühere Kellner Wilhelm Maria Eisenring (Gaddiel Taku) bei Biedermann um Asyl. Ihre folgenreichen Absichten sieht er nicht, auch die offensichtlichen Warnungen des Chores der Feuerwehrleute (Lara Scheitler, Lea Hansen, Emelie Bayer, Gaddiel Taku, Sophia Moser) verkennt er.

Der Untertitel des Stückes „Ein Lehrstück ohne Lehre“ deutet auf die Unbelehrbarkeit der Gesellschaft hin, die deutliche Anzeichen der Gefahr nicht erkennt und die Augen vor der Wahrheit verschließt. Dem Schauspieler und den Schauspielerinnen der Theater-AG ist es gelungen, ein Stück zu inszenieren, das zunächst zum Schmunzeln anregt, im weiteren Verlauf jedoch das kritische Denken anstößt. Besonders der Chor des Stückes hat es geschafft, eine Dringlichkeit zu vermitteln, die im alltäglichen Leben schnell ihre Intensität verliert.

Gerade in Bezug auf gegenwärtige Probleme und Katastrophen wird die Bedeutung und Aktualität von Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ deutlich. Entstanden in der Nachkriegszeit lassen sich die zugrundeliegenden Gedanken des Stückes heute noch erschreckend gut auf aktuelle Geschehnisse und Gräueltaten anwenden.

Eine Fotogalerie mit Impressionen der Aufführung finden Sie auf den Seiten der Oberstufen-Theater-AG hier auf unserer Homepage.