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US-Theater-AG spielte "Die große Plage"

Gemeinsam mit der „Oma“ machen „Eltern“ massiv mobil gegen ihre Kinder und lassen diese sogar von einer „Kinderfängerin“ ganz weit in die Ferne wegführen, doch am Ende wird alles wieder gut.

Nicht nur die Schüler der Mittel- und Oberstufe, sondern auch die Unterstufen-Theater-AG war beim "Sandhäuser Bühnensommer" mit von der Partie. Über die Aufführung des Stücks "Die große Plage" berichtete Herr Popanda in der RNZ. Mit seiner Zustimmung veröffentlichen wir hier noch einmal seinen Artikel:

 

33 Nagelstudios statt Kindergärten und Schulen

Beim „Sandhäuser Bühnen-Sommer“ begeisterte die Unterstufen-Theater-AG des Ebert-Gymnasiums mit dem Stück „Die große Plage“

Von Werner Popanda

Sandhausen. Entschieden mehr Zuschauer verdient gehabt hätte die Aufführung des Stückes „Die große Plage“ durch die Unterstufen-Theater-AG des Friedrich-Ebert-Gymnasiums (FEG) im Rahmen des „Sandhäuser Bühnen-Sommers“ auf dem Waldfestplatz. Und zwar deshalb, weil sich besagtes Stück als wahres Schauspieljuwel entpuppte.

Dass die Gästeresonanz im Vergleich zu den anderen Theaterereignissen eher mau ausfiel, dürfte vor allem dem wahrlich blendenden, förmlich ins Schwimmbad lockenden Wetter geschuldet gewesen sein. An der Höhe des Eintrittspreises kann es sicher nicht gelegen haben, denn der Eintritt war frei. Und ja, genug Reklame dürfte im Vorfeld auch gemacht worden sein.

Doch wie auch immer, der gleichfalls blendenden Spiellaune des FEG-Theater-Nachwuchses taten die vielen freien Sitzplätze nicht den geringsten Abbruch. Die Regie lag in den Händen von Michael Weiß, dem Vorsitzenden der „Sandhäuser Bühne“. Womit zugleich geklärt wäre, weshalb es beim „Sandhäuser Bühnen-Sommer“ zu einer sehr engen Kooperation von „Sandhäuser Bühne“ und FEG gekommen ist.

Auf der Bühne unterstützt wurden die Schülerinnen und Schüler von Sabine Hönig als erfahrener „Sandhäuser Bühne“-Akteurin. Ihr blieb auch der Auftakt in „Die große Plage“ vorbehalten, die laut Michael Weiß eine „Adaption des ‚Rattenfängers von Hameln‘“ ist. Also die Umarbeitung eines literarischen Werkes, in diesem Falle einer der bekanntesten deutschen Sagen.

Verfasst wurde besagte Adaption von Hans-Peter Tiemann, dessen Grundgedanken man wie folgt auf den Punkt bringen könnte: Beim „Rattenfänger von Hameln“ sind die Ratten die Plagegeister, die die Geplagten nur allzu gerne loswerden möchten, Und bei „Die große Plage“ sind die Kinder die Plagegeister, die ebenfalls möglichst spurlos verschwinden sollen.

Dementsprechend endet die 2. Szene mit diesem an das Publikum gerichteten Appell der von ihren Töchtern und Söhnen über alle Maßen genervten „Eltern“: „Helft uns, bevor wir an ihnen ersticken! Ihr müsst es verhindern! Bitte befreit uns von den schrecklichen Kindern!“ Hierfür sorgt schlussendlich eine von einem „Amt für Kinderplage und Säuglingsunwesen“ erwählte „Kinderfängerin“.

Letztgenannte hat sich sehr konkret dies vorgenommen: „Die Tage des Leidens sind endlich gezählt! Vor Euch steht die, die man dazu erwählt, diese Stadt von den Kindern, den wilden, den bösen, auf kunstvolle Art radikal zu erlösen!“ Und sie ist sehr erfolgreich, wobei die anschließende Szene, bei der sechs „Mütter“ mit dem Fernglas den Auszug ihrer Kinder beobachten, enorm beeindruckt.

Anstelle der zwecks Schaffung eines „modernen Stadtbildes“ abgerissenen Kindergärten und Schulen, sprich: „Dort, wo früher das ganze Kinderzeugs gestanden hat“, entstehen nicht nur Supermärkte, Parkhäuser und Tiefgaragen in Hülle und Fülle sowie sieben Wellnessfarmen und, man hörte und staunte, 33 Nagelstudios. Sondern auch eine Fabrik, eine Reparaturwerkstatt und eine Formel-1-Rennbahn für Rollatoren.

Summa summarum fordern die „Eltern“ die „Bürgermeisterin“ dazu auf, die Kinder zurückzuholen. Dabei geht es allerdings um eine alles entscheidende Frage, nämlich um die, was Kinder vor allem brauchen. Auf keinen Fall, so die „Kinderfängerin“, einen Ort, „wo Beton und Asphalt viel wichtiger sind als Blumen und Wald!“ Sondern dies: „Kinder brauchen Liebe!“

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